Kai, der kleine Junge aus der Nachbarschaft, wie ihn ein jeder kennt. Er hat dunkelblonde Haar, die leuchtenden blaugrünen Augen, die frech unter den dichten Haarsträhnen hervor blitzen. Und wenn er lächelt, dann lächelt er mit offenem Herzen. Vielleicht ist es bei dir ein Mädchen, oder die Haarfarbe ist anders, es ist dein Kind oder du bist es selbst. Ein Sonnenschein und voller Lebensfreude. Sein Lieblingswort ist im Moment „Ja“ und er sagt es mit der ganzen Überzeugung, die ein so junger Mensch haben kann, so dass es von den Ohren direkt in dein Herz geht und ein Lächeln auf deine Lippen zaubert.
Wann immer es geht zieht es Kai nach draußen um die Welt zu erkunden. Seine Neugier erscheint grenzenlos, wie die Energie, die er dabei hat, sie ausstrahlt und sein Umfeld mit Begeisterung ansteckt. Kai ist ein Abenteurer, der aus den einfachsten Dingen ein Abenteuer für sich macht. Auch heute zieht er los um ein Abenteuer zu erleben.
“Wollen wir nach draußen gehen und dein Laufrad mitnehmen?“ Die Frage seines Papas bringt Kais Augen zum leuchten. „Ja!“, kommt es wie aus der Pistole geschossen und seine Vorfreude wächst und steckt seine Eltern an. Schnell sind die Schuhe angezogen und Kai wartet aufgeregt an der Wohnungstüre, bis seine Eltern alles vorbereitet haben. Seinen roten Sturzhelm hält er fest in seinen Händen und ruft seinen Eltern noch ein „Tinken“ zu, als sein Papa sich den Schlüssel greift. Ein guter Abenteurer weiß einfach, worauf es ankommt und seine Mama nimmt die vorbereitete Getränkeflasche. Mit festem Griff am Geländer steigt Kai die Treppe hinunter, Stufe um Stufe bezwingt er den Höhenunterschied bis zur Haustüre. Und da steht es, startklar und seine Farben blau und silber leuchten – sein Laufrad.
Kai freut sich unbändig, wie ein so junger Mensch es macht. Er hüpft und schneller als seine Eltern schauen können, zieht er seinen roten Sturzhelm auf und schnappt sich das Laufrad. Das mit dem Verschluss klappt noch nicht so ganz und sein Vater hilft ihm. Vorsichtig, nicht dass er etwas Haut mit einklemmt. Das kann nämlich dann doch weh tun. Kai hält daher ganz still, doch als er das „Klick“ hört, kann die Haustüre nicht schnell genug auf gehen. Galant wie ein geübter Reiter schwingt er sich auf sein fahrbaren Untersatz und los geht die wild Fahrt.
Doch mit Bedacht, ein Abenteurer achtet auf die Sicherheit von sich und seinen Begleitern. Und so wartet er pflichtbewusst an jeder Straßenkreuzung, Zebrastreifen oder Ampel, bis seine Eltern wieder bei ihm sind. Denn nur gemeinsam überqueren sie die Straße, damit es sicher für sie ist. Ampeln machen Kai besonders viel Spaß, da darf er nämlich auf den Knopf drücken, damit die Ampel für ihn grün wird. Das ist nämlich so wie beim dem Autorennen im Fernsehen, dass sein Papa manchmal anschaut. Da warten sie auch immer wenn es rot ist, dass die Ampel grün wird und sie losfahren dürfen. „Und grün.“, kann seine Mama gerade noch sagen, da hat Kai schon einen fulminanten Start hingelegt und die andere Straßenseite erreicht.
Aber gerne fährt er nicht auf dem Gehweg neben der Straße. Viel lieber ist Kai im Grünen. Wenn er mit seinem Laufrad wie ein stolzer Ritter zu Pferd mit erhobenem Kopf zwischen den Wiesen fahren kann. Zwischen dem vielen Grün versteckt sich hin und wieder eine Blume und Kai liebt es eine Blume für seine Mutter zu finden. Meist sind es kleine Blümchen und manchmal pflückt er sie ganz vorsichtig und schenkt sie seiner Mama oder seinem Papa. Die freuen sich dann und lachen mit Kai zusammen. Wie könnte man auch nicht mit ihm lachen, wenn er einen mit seinen großen leuchtenden Augen angrinst.
Und schon flitz Kai wieder los. Denn er hat ein Ziel vor Augen, worauf er sich freut. Den Weg kennt er, noch ein Stück gerade aus und dann nach rechts. Es ist nicht mehr weit. „Kai, warte.“, hört er seinen Papa rufen. Er stoppt und dreht sich um, ein paar Meter liegen bereits zwischen ihm und seinen Eltern. „Die sind ja so langsam heute.“, denkt er sich. Dreht sein Laufrad um und fährt ihnen entgegen. Energie hat er der kleine Mann. Wenige Minuten später sind sie da Der Bereich ist eingezäunt und doch riesengroß. Doch wo sind sie? Ein wenig enttäuscht ist Kai, dass sie nicht da sind, die flauschigen Schafe, die normalerweise hier auf die Wiese auf ihn warten. Das letzte mal hat eines der Schafe sogar einen Grasbüschel aus seiner Hand geschnappt. Kai findet Schafe toll. Diese hier haben ein schwarzes Gesicht und der weiße Körper sieht ganz flauschig aus. Heute ist ein Mann hinter dem Zaun. Der arbeitet an Holzkisten. Gerade nimmt er von einer Kiste den Deckel ab, legt ihn zur Seite und zieht dann etwas aus der Kiste heraus.
“Das ist ein Imker, der schaut ob sein Bienen schon Honig gemacht habe.“, erklärt ihm sein Papa. Gemeinsam schauen sie dem Mann zu, wie er eines nach dem anderen der Dinge aus der Kiste herausnimmt, sich genau anschaut und dann wieder zurück in die Kiste steckt. Mehr sieht man leider nicht, man kann, wenn man ruhig ist und genau hinhört aber die Bienen summen hören. So interessant findet Kai das jedoch nicht. Er hatte sich viel mehr auf die Schafe gefreut und so ist er schnell um die nächste Kurve gedüst, als seine Mama ihn ruft. „Die Schafe kommen.“ Wie ein Reiter im vollen Galopp bremst Kai das Laufrad, dreht um und mit schnellen Schritten schiebt er das Laufrad an zurück zu seinen Eltern.
Und da sind sie, langsam kommen die Schafe aus dem Bauwagen, in dem sie sich aufgehalten haben. Erst ein, dann noch eins und bald sind alle Schafe auf der Wiese. Sechs Tiere sind es, sagt ihm ein Papa. Ein noch recht junges ist mit dabei. Das sieht man, weil es kleiner ist als die übrigen Schafe. Gespannt schaut Kai zu, was die Schafe nun machen. Ganz gemächlich laufen sie ein wenig herum, bevor sie sich dann an dem Wassertrog einen kühlen Schluck genehmigen. Kai trinkt auch, aus der Wasserflasche, die ihm seine Mutter reicht.
Eine Weile beobachtet er noch die Tiere, ehe sich die Drei weiter auf den Weg machen. Denn in einer guten Stunde bekommen sie Besuch. Und Kai freut sich sehr darauf. Er mag Mamas und Papas Freund, der immer mit ihm spielt und außerdem gibt es Erdbeerkuchen. Papa hat nämlich gebacken.
Ihr fragt euch, was das magische an Kais Laufrad ist? Die Reise, auf die es euch beim Lesen mitgenommen hat.“